Gruppenbild Aguas Frías Baby mit Schwein im Hof spielende Kinder im Hof mit Stühlen zum Bach spielende Knaben

Blog aus Ecuador

Weitere Erdbeben – Leben auf einem Wackelpudding

Frank Isfort am 1. Januar 2017

Seit Anfang Dezember hat sich die Erde permanent bewegt.

Manchmal hat man nichts gespürt, sondern der Topfdeckel hat nur vibriert, dann gab es kleine Stöße und 4-6 Mal am Tag hat die Erde zwischen 3 und 6 gewackelt. Eigentlich nichts besonderes, doch irgendwie sitzt der Schreck vom 16. April noch drin und es könnte ja doller werden. Jeder kleine Wackler lässt einen hoch schrecken und das Herz schneller klopfen. Die Epizentren lagen die ganze Zeit in Atacames, ca. 10 km von uns entfernt, und Esmeraldas.

Bei dem Beben um die Stärke 6 wollte ich schon raus laufen, doch da war es auch schon vorbei und ich bin wieder ins Bett gestiegen. An Schlaf war aber nicht mehr zu denken. Die Erde hat immer weiter geschaukelt, wie bei einem Wackelpudding, und alle Nachbarn standen draußen und wollten nicht mehr in ihre Häuser. Dann kamen immer mehr Leute aus Atacames die sich auf dem Land sicherer fühlten. Einige sind auch vorsichtshalber zu Verwandten nach Aguas Frías gezogen.

Morgens bin ich dann ziemlich müde um 6.00 Uhr aufgestanden und war überrascht, wieviel kleine Betonstückchen auf dem Boden lagen, die sich zwischen Wand und Wellblechdach gelöst haben. Dann habe ich gesehen, dass 3 Fenster auf dem oberen Klassenboden lagen. Bei zweien waren die Scheiben kaputt. Wenigstens ist eines ganz geblieben. Meine Stimmung hat sich dann doch etwas getrübt, als ich unten drei weiter Fensterteile auf dem Boden gesehen habe. Weitere 300 Dollar nicht eingeplante Kosten und das eine Woche vor Weihnachten. Auch haben wir jetzt kleine Risse in den oberen Wänden der Sonnenschule und zwar die meisten an der Verbindung zu den Betonpfeilern, die zum Glück keine Schäden aufweisen.

Es gab einen 3 cm breiten Spalt zwischen Fundament und Erde. Das zeigt die Kraft und andere Art des Bebens an. Beim größeren Beben im April habe ich das nicht gesehen. Die Erdstöße kamen diesmal von unten, was gefährlicher sein soll und mehr Schäden verursacht. Die Schiebefenster sind nach oben gesprungen, aus der Führung gerutscht und dann raus gefallen. Ich bin dann nach Atacames zum Glaser und war entsetzt, wieviel dort kaputt gegangen ist. Beim Busterminal der Buslinie Trans Esmeraldas sind sämtliche Wände im Erdgeschoss eingestürzt oder beschädigt. Im Stadtteil Tonsupa sind etliche Häuser und ein Hotel eingestürzt, auch gab es einige Tote. Rund 700 Häuser wurden bei dem Unglück in der nördlichen Küstenregion beschädigt, wie Präsident Rafael Correa nach einem Besuch der betroffenen Gebiete mitteilte. Die Schulen haben eine Woche eher mit den Weihnachtsferien begonnen.

Mir kam das Beben gar nicht so stark vor und es war ja auch mit 5,8 zwei Punkte unter dem großen Beben im April. Die Menschen haben jedenfalls schreckliche Angst. Am folgenden Tag waren kaum Leute unterwegs, auch hatten kaum Geschäfte offen. Es war eine ganz eigenartige und blöde Stimmung. Ich bin noch recht entspannt dabei, obwohl ich eine innere Unruhe nicht leugnen kann. Die Menschen haben jedenfalls eine Angst die schon an Hysterie grenzt. Ich war immer der Meinung, die gehen viel entspannter damit um, weil das ja nichts Neues für sie ist.

Es wird gesagt, dass große Beben im April hat Spalten und Risse geschaffen, die jetzt anfangen sich zu bewegen. Selbst der Straßenbau in Aguas Frías ist betroffen. Die Raffinerie in Esmeraldas ist kurzzeitig abgeschaltet worden und bis jetzt stellen sie keinen weiteren Asphalt mehr her.

Mir tun die Menschen leid, die jetzt wieder Schaden erlitten haben, und denen es eh nicht gut geht. Viele der früheren Opfer leben noch immer in Zeltstädten und jetzt sind neue hinzu gekommen. Dazu kommt noch, dass Weihnachten/Neujahr die Touristenhochsaison ist und jetzt wohl kaum Leute kommen werden. Das wird die Not noch verschärfen und mir wird bei dem Gedanken mulmig, ob wir unsere Studentin Ivonne (in der letzten Rundmail beschrieben) durchbringen können. Noch 10 Monate. Ich hoffe jedenfalls, dass die Mutter weiter so kämpft um an Geld zu kommen. Ich danke auch für die eingegangenen Spenden bis jetzt.

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